Gibt es bei Ketamininfusionen Nebenwirkungen?
Sicherheit von Ketamin in der Suchtbehandlung
Der tragische Tod von Matthew Perry hat das Thema Ketamin wieder vermehrt in die öffentliche Diskussion gebracht. Und es zeigt auch, wie ineffizient teure Suchtbehandlungen sein können. Die Sicherheit von Ketamininfusionen wird öffentlich in Frage gestellt.
Wir behandeln seit vielen Jahren erfolgreich Patienten mit Sucht und Abhängigkeiten mit einer Kombination aus Ketamininfusionen, Psychotherapie und Hirnstimulationsverfahren wie rTMS und Neurofeedback.
Die Therapie mit Ketamininfusionen ist absolut sicher, solange sie unter ärztlicher Aufsicht stattfindet.
Bei unserer Ketamintherapie werden sehr geringe Mengen Ketamin kontrolliert intravenös verabreicht, der Patient befindet sich dabei unter ständiger Aufsicht durch einen qualifizierten Therapeuten. Ca. 30 Minuten nach Ende der Ketamininfusion ist das Ketamin im Körper bereits verstoffwechselt. Der Effekt, den der Ketamin auf das Gehirn hat, ist nachhaltig und führt meist zu einer sofortigen Besserung der Symptome, Suchtgedanken können schon nach nur einer Ketamininfusion verschwinden.
Auch bei der Behandlung von Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen, PTBS, Long Covid und anderen psychosomatischen Krankheiten setzen wir Ketamininfusionen mit guten Resultaten ein.
Mögliche Nebenwirkungen von Ketamin
Nebenwirkungen bei Ketamininfusionen sind sehr selten und wenn sie auftreten lassen sie meist schnell nach. Ca. 30 Minuten nach Ende der Ketamininfusion ist das Ketamin im Körper verstoffwechselt und die Effekte sind normalerweise verflogen. Der Effekt auf die neuronalen Verbindungen und die Neuroplastizität des Gehirns bleibt hingegen erhalten.
Die beschriebenen Wirkungen klingen in der Regel innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach Beendigung der Infusion ab.
Unangenehme Nebenwirkungen treten in unserem Setting (IV-Infsion, immer begleitet von Therapeut/in) in weniger als 5% der Fälle auf.
Mögliche Effekte und Nebenwirkungen von Ketamin während der kontrollierten Infusion:
- Gefühl, betrunken zu sein
- Veränderung der Farb- und Formwahrnehmung,
- Doppeltsehen
- Veränderung der Körperwahrnehmung
- Erinnerung an vergessene Erlebnisse
- Eurphorie, Albernheit
- Träume,
- Halluzinationen
- Gefühl des Verschmelzens mit der Umwelt
- Erhöhte Geräuschempfindlichkeit
- Übelkeit
- Panikattacken durch das Erlebnis der Dissoziation
- Erhöhung des Blutdrucks
Mögliche Effekte und Nebenwirkungen von Ketamin nach der kontrollierten Infusion:
- Selten kommt es nach einer Ketamininfusion zu Übelkeit, die manchmal mehrere Stunden anhält oder am nächsten Tag noch andauert
- Gelegentlich erhöhte Traumaktivität und Schlafstörungen in der folgenden Nacht
- Verbesserung der depressiven Symptome am nächsten Tag, manchmal schon während oder kurz nach der Infusion
- Reduzierung oder Verschwinden von Selbstmordgedanken
- Reduktion von Angstzuständen, Zwängen und Schmerzen
Dr. Scheib Zum Fall Matthew Perry :
Matthew Perry ist nicht an den Folgen des Ketamins verstorben, sondern er ist wohl aufgrund der Bewusstlosigkeit in Folge von übermässigem Drogenkonsum ertrunken. Das hätte genauso gut mit Alkohol oder jeder beliebigen anderen Substanz geschehen können. Also niemals im Whirlpool oder Swimmingpool mit Substanzen hantieren, die auch nur eine vorübergehende Herabsetzung des Bewusstseins und der Kraft bewirken können!
Hätte er die Substanz im Bett eingenommen wäre vermutlich gar nichts passiert. Aber auch davor möchte ich dringend abraten. Ketamin ist ein hoch wirksames Medikament und sollte nur durch Ärzte angewandt werden.
Eine Studie von Green und Kollegen dem Jahr 1999 (Ketamin ist bereits seit 1970 auf dem Markt) untersuchte die Auswirkungen versehentlicher Überdosierungen bei Kindern. Selbst bei 100-facher versehentlicher Überdosierung kam es zu keinen bedrohlichen Komplikationen. Die Kinder schliefen nur länger als geplant nach der Narkose. Die LD50, das ist die Dosis bei der die Hälfte der Mäuse im Tierversuch sterben, liegt bei der 300-fachen Dosis, die üblicherweise in der psychiatrischen Anwendung benutzt wird.
Ketamin ist also sicher. Das bedeutet aber nicht, dass es keine bedrohlichen Komplikationen geben kann – insbesondere bei unsachgemässer Anwendung ausserhalb des medizinischen Rahmens. Und Langzeitschäden werden aus der Drogenszene beschrieben, wie zum Beispiel schwer behandelbare chronische Blasenentzündungen.
Ketamin wird inzwischen sogar zur Suchtbehandlung eingesetzt. Man kann in vielen Fällen das Suchtgedächtnis überschreiben. Das geht aber nicht im Selbstversuch zu Hause. Es muss in ein psychotherapeutisches Konzept eingebaut werden. Das wurde von Ravi Das 2019 in einer Studie zu Alkoholabhängigkeit ausführlich beschrieben und danach mehrfach in unabhängigen Studien bestätig. Auch für Kokain-Abhängigkeit eigenet sich die Behandlung mit Ketamin. Wir sprechen hier aber immer über IV-Infusionen in Kombination mit Psychotherapie und ggf. weiteren therapeutischen Verfahren wie repetitive transkranielle Magnetstimulation und Neurofeedback.
Traurig und ärgerlich finde ich, dass gerade auch Luxus-Sucht-Rehabs diese modernen Verfahren kaum einsetzen und meist nur auf das fast 100 Jahre alte 12-Schritte Programm der Anonymen Alkoholiker setzen. Die Resultate sehen wir leider immer wieder.
Bild Wikipedia/Valerie Jarrett @vj44 via X (Twitter)
Der aus der Serie “Friends” bekannte Schauspieler Matthew Perry starb im Oktober 2023 durch Ertrinken in der Folge von Ketaminmissbrauch als Droge, NICHT an potentiellen Nebenwirkungen einer kontrollierten Ketamininfusion.
Nach eigenen Angaben hat er insgesamt mehr als 9 Millionen Dollar für Therapien gegen seine Abhängigkeit ausgegeben und war im Laufe seines Lebens in 65 verschiedenen Behandlungszentren, wurde aber immer wieder Rückfällig. Dies zeigt, das Ketamin allein kein Wundermittel ist, weswegen wir es immer in Kombination mit weiteren Therapien verabreichen.
Matthew Perry wurde 54 Jahre alt.