Sicherheit von Ketamin als Therapiemethode
Aus meiner Sicht wichtig war, dass noch einmal bestätigt wurde, dass Ketamin im psychiatrischen Gebrauch keinerlei Suchtpotenzial besitzt. Der zunehmende Gebrauch von Ketamin als Partydroge entsteht unabhängig davon und kann insbesondere schwere Schäden im urologischen Bereich (Ketaminblase) und auch im Hirn verursachen (neurotoxische Wirkung). Dabei zeigte sich im Tierversuch, dass ein ausgeprägtes und für die Suchtentwicklung typisches Craving nur beim Esketamin, nicht aber beim R-Enantiomer entsteht. Therapeutisch können dann Opiatantagonisten eingesetzt werden; wir verwenden zusätzlich transkranielle Magnetstimulation.
In unserer Klinik in Palma de Mallorca setzen wir auch die transkranielle Magnetstimulation in Kombination mit einer ketamingestützten Psychotherapie zur Behandlung von Depressionen, PTBS, Angstzuständen, Zwangsstörungen, Süchten und anderen psychosomatischen Erkrankungen ein.
Video: Ketamine for chronic pain
Bei der International Ketamin Conference in Oxford trafen sich auch dieses Jahr wieder Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt zum wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch.
Ein weiterer Schwerpunkt war der Einsatz bei traumatisierten Patienten. Die verbesserte Wirksamkeit von traumaspezifischen Kurztherapien in Kombination mit Ketamin wurde in verschiedenen Studien eindrucksvoll nachgewiesen. Interessant ist, dass Ketamin auch prophylaktisch vor einem möglichen Trauma (dies spielt nur in der Kriegsmedizin eine Rolle) oder als Sekundärprävention direkt danach verabreicht werden kann.
Wir verwenden auch Ketamin-Infusionen mit guten Ergebnissen bei der Behandlung von Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen, PTBS, langem Covid, chronischen Schmerzen und anderen psychosomatischen Erkrankungen.
Mögliche Nebenwirkungen von Ketamin
Nebenwirkungen von Ketamininfusionen sind sehr selten, und wenn sie doch auftreten, klingen sie in der Regel schnell ab. Etwa 30 Minuten nach dem Ende der Ketamininfusion wird das Ketamin im Körper abgebaut, und die Wirkung ist in der Regel vorbei. Die Wirkung auf die neuronalen Verbindungen und die Neuroplastizität des Gehirns bleibt jedoch bestehen.
Die beschriebenen Wirkungen klingen in der Regel innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach Beendigung der Infusion ab. Unangenehme Nebenwirkungen treten bei uns in weniger als 5 % der Fälle auf (IV-Infusion, immer in Begleitung eines Therapeuten).
Ketamin für PSBD
Ein weiterer Schwerpunkt lag im Bereich des Einsatzes für traumatisierte Patienten. Die verbesserte Wirksamkeit von traumaspezifischen Kurztherapien in Kombination mit Ketamin wurde in verschiedenen Studien eindrucksvoll belegt. Interessant ist dabei, dass Ketamin auch prophylaktisch vor möglichen Traumata (das spielt nur eine Rolle in der Kriegsmedizin) beziehungsweise als Sekundärprävention direkt im Anschluss gegeben werden kann.
Insgesamt setzt sich die Kombination von Ketamin in Verbindung mit Psychotherapie zunehmend durch. Reine Ketamin-Clinics, wie sie in den USA zu hunderten entstanden sind, verlieren an Bedeutung oder schliessen, da die Nachhaltigkeit der Behandlungsergebnisse nicht gewährleistet ist. Bei der Verbindung mit Psychotherapie wurde nochmals deutlich, wie wichtig die zeitliche Nähe der Therapiestunde zur Ketamineinnahme ist.
Kontrovers wurde der Einsatz von oralem Ketamin diskutiert. In den USA sind Lutschtabletten gängig und es besteht zumindest eine gewisse Kontrolle durch den verordnenden Arzt. Andererseits kann es bei dieser Verordungsform aber auch zum Missbrauch kommen und Patienten verzichten aus Bequemlichkeit auf die sinnvolle psychotherapeutische Begleitung. Allerdings halten auch erschwerte Zugangsbestimmungen Menschen nicht vom Substanzmissbrauch ab, was sich bei allen Drogen zeigt.