“Ketamine & Related Compounds for Psychiatric Disorders” | 21. – 23. März 2018 | Oxford
International conference on Ketamine in psychiatry
“The discovery of the antidepressant effect of ketamine is the most important advance in psychopharmacology in 50 years. Clinical adoption in the US has been rapid, with over 100 clinics established in the last 2 years. Clinical experience has moved ahead of research – an unusual situation which creates opportunities as well as risks.”
www.ketamineconference.org
Noch vor kurzer Zeit wurde Ketamin als Droge bezeichnet, konservative deutsche Psychiater argumentierten, man treibe den Teufel mit Belzebub aus.
Inzwischen wird die Behandlung mit Ketamin im Rahmen eines Gesamtkonzeptes immer populärer. Zu diesem Thema fand jetzt in Oxford eine “International Conference about Ketamine in Psychiatry” statt.
Einige Themen dieses interessanten Kongresses mit Teilnehmern aus vielen Staaten und renommierten Universitäten und Forschungseinrichtungen möchte ich hier kurz zusammenfassen:
- Wiederholte Ketamingabe in höherer Dosis kann auch schwere, therapieresistente Depressionen und Anorexien bessern.
Üblicherweise wird Ketamin zur Behandlung von Depressionen in einer Dosis von 0,5mg/kg KG gegeben. Eine Erhöhung dieser Dosis bis auf das Doppelte bringt bei schweren Störungen verbesserte Ergebnisse ohne signifikante Zunahme von Nebenwirkungen. Das ist auch für Patientinnen mit Anorexia Nervosa interessant, besonders, da es hier eine hohe Komorbidität mit Zwängen und Depressionen gibt. - Kognitive Verhaltenstherapie während und nach Ketamingabe führt zur Stabilisierung und nachhaltiger Besserung. Das wurde von uns bereits seit den ersten Behandlungen mit Ketamin postuliert und praktisch durchgeführt. Inzwischen liegen auch international aussagekräftige Studien dazu vor.
- Auch bei Substanzabhängigkeit (Alkohol, Cannabis, Kokain, Opiate) kann eine intitiale Behandlung mit Ketamin sinnvoll sein und die dauerhafte Abstinenzrate deutlich erhöhen. Ein Beginn der Behandlung mit Ketamin reduziert das Craving und verbessert die Langzeitergebnisse. Das wundert nicht, wenn man bedenkt, dass bei vielen Patienten mit Substanzabusus Depressionen und Angststörungen im Hintergrund bestehen. Auch diese Erkenntnisse bestätigen unsere Praxis, die wir in Einzelfällen bereits angewandt hatten.
- Ketamin und repetitive transkranielle Magnetstimulation war zwar im Rahmen dieses Kongresses nicht auf der Tagesordnung. Allerdings gibt es auch dazu inzwischen Studien, die eine Steigerung Effizienz beider Verfahren belegen, wenn sie zusammen angewandt werden.
Insgesamt bewährt sich Ketamin als schnell wirksames und hilfreiches Mittel zur Ergänzung eines multimodalen Vorgehens bei therapieresistenten Depressionen, aber auch bei anderen Störungen. Relevante Nebenwirkungen und Schädigungen sind auch bei einer Verabreichng über einen längeren Zeitraum bei therapeutischen Dosen nicht zu erwarten. Auch wenn es sich in Deutschland und Spanien um eine off-label Behandlung handelt, zeigt sich sein Einsatz zunehmend als sinnvoll, besonders wenn man sich nicht nur auf Pharmakotherapie begrenzt und die Patienten intensiv psychotherapeutisch begleitet.
Herzliche Grüsse aus Oxford
Ihr Mario Scheib