Spezielles Behandlungskonzept für Patienten mit Posttraumatischer Belastungsstörung und Traumafolgeerkrankungen
Posttraumatische Belastungsstörungen entstehen nach Belastungen von aussergewöhnlichem Umfang oder katastrophalem Ausmass. Es kommt zum Gefühl der Hilflosigkeit und einer Erschütterung des Ich- und Weltverständnisses. Es folgen Schlafstörungen, erhöhte vegetative Anspannung, Konzentrationsstörungen, Affektklabilität, Depressivität, Ängste und Vermeidungsverhalten. Viele Betroffene ziehen sich sozial zurück, Medikamenten- und Suchtmittelabusus steigen ebenso wie die Suizidalität. Auch chronische Schmerzsyndrome sind oft Folge einer Posttraumatischen Belastungsstörung.
Konventionelle Therapieansätze mit Antidepressiva sind meist nicht erfolgreich. Spezifische psychotherapeutische Techniken, wie z.B. EMDR (Eye Movement Desenzitization and Reprocessing) zeigen zwar oft Erfolge; qualifizierte Therapeuten sind aber nur begrenzt verfügbar. Ausserdem sprechen verschiedene Patienten unterschiedlich auf die jeweiligen Verfahren an.
Wir bieten an der Clinica Luz ein Sonderprogramm für Traumapatienten an. Dieses Programm dauert zwei bis drei Wochen und kombiniert verschiedene, in ihrer Wirksamkeit erprobte Verfahren, die sich gegenseitig ergänzen und verstärken.
- Ketamin-Infusion
Ketamin – eigentlich ein lange bekanntes und sicheres Narkosemittel – wirkt bei depressiven Patienten innerhalb von 24 Stunden nach Verabreichung in einer geringen Dosis deutlich stimmungsaufhellend und führt zu einer Reduktion von Suizidgedanken. Darüber hinaus verbessert es Erinnerungs- und Merkfähigkeit. Wir verabreichen Ketamin als Infusion über etwa 40 Minuten unter ärztlicher Überwachung. Der Patient bleibt dabei bei vollem Bewusstsein.
Feder et al: Efficacy of Intravenous Ketamine for Treatment of Chronic Postraumatic Stress Disorder. JAMA, 2014
- Neurofeedback und HRV-Biofeedback
Nach dem Erstellen eines quantitativen EEGs und der Messung der Herzratenvariabilität wird für den Patienten ein individueller Trainingsplan erstellt. Beim Neurofeedback wird die elektrische Hirnaktivität gemessen und über ein Biofeedbacksystem gezielt in bestimmten Regionen des Gehirns gehemmt oder stimuliert. Beim HRV-Biofeedback wird die bei Traumapatienten meist erhöhte vegetative Grunderregung reduziert.
Tan et al: Heart Rate Variability an Posttraumatic Stress Disorder. Appl Psychophysiol Biofeedback. 2011
Bessel et al: A Randomized Controlled Study of Neurofeedback for Chronic PTSD. 2016 http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0166752
Reiter et al.: NeurofeedbackTreatment and Posttraumatic StressDisorder: Effectiveness of Neurofeedback on Posttraumatic StressDisorder and the Optimal Choice of Protocol. J Nerv Ment Dis. 2016
- EMDR
Eye-Movement-Desensitazation-and-Reprocessing ist ein speziell für Traumapatienten entwickeltes Therapieverfahren, welches auf der wechselseitigen Stimulierung beider Hirnhälften durch schnelle Augenbewegungen oder andere Reize aufgebaut ist. Das Verfahren führt bereits nach wenigen Sitzungen bei den meisten Patienten zu einer deutlichen Symptombesserung. Die hohe Effizienz des Verfahrens ist belegt.
Chen et al: Efficacy of eye-movement desensitization and reprocessing for patients with posttraumatic-stress disorder: a meta-analysis of randomized controlled trials.2014 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25101684
- MBSR
Mindfulness based Stress Reduction ist ein Programm zur Stressbewältigung mittels gezielter Lenkung von Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Techniken zur Entspannung. Der Patient erlernt während seines Aufenthaltes das Verfahren um es später im täglichen Leben zur Stressreduktion anwenden zu können.
Polysny et al: Mindfulness-Based Stress Reduction for Posttraumatic Stress Disorder Among Veterans. A Randomized Clinical Trial. JAMA, 2015
- Sport
Sowohl bei Angsterkrankungen als auch bei Depressionen führen regelmässige Sportaktivitäten zu deutlichen symptomatischen Besserungen, wie auch zur Verbesserung der Neurogenese. Dieser Effekt betrifft insbesondere auch den Bereich des Hippocampus, einem Hirnbereich, welcher bei Angsterkrankungen und Depressionen beeinträchtigt ist. Ein individualisiertes Trainingsporgramm wird von Sportwissenschaftlern und Personaltrainern entwickelt und mit dem Patienten durchgeführt.
Anderson et al: Effects of Exercise and Physical Activity on Anxiety. 2013 Front Psychiatry
Die Behandlung wird von erfahrenen und qualifizierten Fachärzten, Psychologen und Sportwissenschaftlern durchgeführt. Eine fachübergreifende Betreuung durch Ärzte aller relevanter Fachgebiete (Traumatologen, Schmerztherapeuten, Internisten, Gynäkologen) ist an der Klinik sichergestellt.
Ziel der Behandlung ist, dem Patienten eine Rückkehr in sein normales Leben und möglichst ohne dauerhafte Medikamenteneinnahme zu ermöglichen.